Internationales Change Management: Warum der „Standard“ im Globalen Süden scheitert








Der „Western Bias“ in der Transformation
Klassisches Change Management (nach John Kotter, Kurt Lewin oder Prosci/ADKAR) folgt oft einer westlichen, angelsächsischen Logik: „Create a sense of urgency“ (Dringlichkeit erzeugen), rationale Argumente, direkte Kommunikation und partizipative Einbindung.
Doch was passiert, wenn diese Logik auf den Globalen Süden oder die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) trifft? Oft: Stille Blockade. Was in Deutschland als „klarer Plan“ gilt, wird in Asien als Gesichtsverlust und in Lateinamerika als emotionale Kälte wahrgenommen. Erfolgreiches internationales Change Management benötigt keine Übersetzung der Folien, sondern eine kulturelle Übersetzung der Strategie.
Falle 1: Hierarchie & Führung im Wandel
In vielen westlichen Konzernen wird „Empowerment“ und „Bottom-Up-Feedback“ gepredigt. In Kulturen mit hoher Machtdistanz (z.B. China, Arabische Welt, Russland) führt dies jedoch oft zu Verunsicherung.
- Die Erwartung: Mitarbeitende im Globalen Süden erwarten oft eine starke, schützende Führung („Paternalismus“). Ein Manager, der fragt „Was würdet ihr tun?“, wirkt nicht modern, sondern schwach oder inkompetent.
- Die Lösung: Change muss hier oft klarer Top-Down legitimiert werden, während die emotionale Abholung über Beziehungsarbeit läuft, nicht über Workshops.
Falle 2: Sachlogik vs. Beziehungsebene
Deutschland und die USA sind „Task-Based“-Kulturen: Wenn das Ziel und der Prozess logisch sind, machen wir mit. Die Mehrheit der Welt (Lateinamerika, Indien, Südostasien) ist jedoch „Relationship-Based“.
- Das Risiko: Wer in Indien oder Brasilien sofort mit Timelines und KPIs in die Tür fällt, ohne Vertrauen aufgebaut zu haben, stößt auf höfliche Zustimmung („Ja, machen wir“), aber in der Umsetzung passiert nichts.
- Der Hebel: In diesen Märkten ist Change Management keine Prozess-Arbeit, sondern Beziehungs-Management. Loyalität gilt der Person, nicht dem Plan.
Falle 3: Direkte vs. Indirekte Kommunikation
„Widerstand benennen“ ist ein Mantra westlicher Change-Berater. In High-Context-Kulturen (Asien, Naher Osten) ist offener Widerstand jedoch tabu, da er die Harmonie stört und das Gesicht des Vorgesetzten bedroht.
Das Phänomen des „Schein-Ja“: Nur weil niemand im Meeting widerspricht, heißt das nicht, dass das Team an Bord ist. Internationales Change Management erfordert die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und informelle Kanäle zu nutzen, um die wahre Stimmung zu erfassen.
Fazit: One Size Does Not Fit All
Wer globale Strukturen verändern will, muss seine Change-Architektur lokalisieren. Es gibt kein „globales Rollout“ ohne lokale Anpassung. Führungskräfte müssen lernen, ihren Stil von „Transaktional“ (Westen) auf „Transformational/Beziehungsorientiert“ (Süden/Osten) umzuschalten.
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